Workshop Learnings

23. November 2023

Workshop, Co-Kreation, Goldene Momente, Inklusion, Partizipation, Workshop,

Lea Wakup

Hier sind die Teilnehmenden des Workshops zu sehen.

Stelle Dir vor, Du nimmst an einem Seminar teil. Die Moderation nimmt Teilnehmende durch eine Handgeste zum Reden dran, wenn sie die Hand heben. Auch Du meldest Dich und wirst drangenommen, doch Du weißt es nicht, da Du die Geste der Moderation gar nicht sehen kannst. Also bleibst Du doch lieber erst mal still. Auch nachdem der Moderator seine Geste liebgemeint wiederholt und „Sprich einfach“ sagt, weißt Du immer noch nicht, ob Du gemeint bist. Erst, sobald Dein Name ausgesprochen wird, kannst Du Dir sicher sein, dass Du gemeint bist.

Eine ähnliche Situation ist uns bei der Moderation eines Workshops zum Thema inklusive Partizipation begegnet. Kommunikation und Zugänglichkeit müssen immer an die Bedürfnisse aller Beteiligten angepasst werden.

 

 

 

Der Workshop

Im März 2025 trafen wir uns im Rahmen des Projekts INPART (inklusive Partizipation durch integrierte Forschung) vom IDT (Institut für digitale Teilhabe) zu einem zweitätigen co-kreativen Workshop mit rund 10 Teilnehmenden. Ziel war es, gemeinsam Erkenntnisse und Kriterien für gelingende Partizipation in Forschungsprojekten zu entwickeln. Daraus soll ein Modell hervorgehen, das zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Forschungsprozessen beitragen soll.

Hier geht’s zum Case Beitrag 

 

 

 

Was nehmen wir mit?

Als Team von koralle reflektierten wir im Anschluss, was gut funktioniert hat und was wir in ähnlichen Formaten zukünftig besser machen wollen. Als wir uns zusammensetzten, um über diese Fragen zu reden, ist uns direkt die oben beschriebene Situation eingefallen. Uns war bewusst, dass die Person das Handzeichen nicht sehen würde, aber wir agierten im ersten Moment aus unbeabsichtigter Unachtsamkeit und mangelnder Erfahrung. Diese scheinbar kleine Beobachtung verweist darauf, dass wirkliche Teilhabe ständige Aufmerksamkeit von Moderation und Fazilitation einfordert.

Neben dem Gewinnen von inhaltlichen Impulsen konnten wir einen Erfahrungsraum schaffen, in dem wir ein besseres Verständnis für kommunikative Barrieren und die Bedeutung von Sensibilität im Miteinander erlernten.

 

Social Learnings

  • Auch wenn es unhöflich erscheinen mag, ist es wichtig, konsequent nachzufragen, wenn Inhalte akustisch oder inhaltlich nicht verstanden werden. Schweigen aus Höflichkeit kann zu Exklusion führen.
     
  • Gerade im akademischen Kontext zeigt sich ein wiederkehrendes Problem: Der Anspruch, Leichte Sprache zu verwenden, wird oft nicht konsequent eingehalten. Es kann frustrierend sein, immer wieder darauf hinweisen zu müssen, in Leichter Sprache zu sprechen. Deswegen passiert es leicht, dass auf den Hinweis verzichtet wird und durch das fehlende Verständnis wichtige Positionen und Beiträge verloren gehen.
  • Allgemein besteht die immer aufs Neue zu beantwortende Frage: „Ganz oder gar nicht?“ Sollen Projekte konsequent barrierefrei stattfinden müssen, mit der Konsequenz, dass sie bei fehlender Barrierefreiheit abgesagt werden müssen? Oder können auch Kompromisse ermöglicht werden, z.B. was Orte und Zeiten angeht?
  • Es ist herausfordernd, allen Bedürfnissen in einem Raum gerecht zu werden. Durch individuelle Empfindungen wirken beispielsweise bestimmte Begrifflichkeiten (z.B. „Behinderte“ oder „Menschen mit Behinderung“) oder Rollen (z.B. „Gatekeeper“) für jede Person anders. Es ist wichtig, diese Unterschiede anzuerkennen.

 

Trotz aller Herausforderungen war die Atmosphäre im Workshop von großer Solidarität geprägt. Besonders unter den Teilnehmenden selbst war ein aufmerksamer und unterstützender Umgang miteinander spürbar.

 

 

Organisation und Technik

  • Thema Catering: Für die Zukunft wollen wir darauf achten, dass es einen Raum mit geeigneten Esstischen gibt, damit niemand den Teller auf den Schoß nehmen muss. Auch ein Kaffeetisch, der etwas niedriger ist, kann sinnvoll sein, damit sich alle Teilnehmenden selbstständig bedienen können.
  • Die Gerichte waren textlich sehr klein beschriftet. Das ist für Sehbehinderte oft nicht ausreichend. Positiverweise wurde sich untereinander unterstützt und vorgelesen. Es wäre z.B. gut gewesen, schon vor dem Workshop über die Auswahl der Speisen informiert zu werden. Außerdem wäre es hilfreich gewesen, Gerichte zu wählen, die einfacher zu essen sind, um zu vermeiden, dass das Essen für einige erst mühsam ertastet werden muss.
  • Es zeigte sich, dass das verwendete Whiteboard-Tool nicht für alle gleichermaßen zugänglich oder intuitiv bedienbar war. Zukünftig sollte ein alternatives oder zusätzliches Tool in Betracht gezogen werden – mit dem Bewusstsein, dass es nicht die perfekte Lösung für alle gibt.
  • Vielleicht hätte eine veränderbare Übersicht über den Zeitplan geholfen, um spontane Planänderungen flexibel für alle zu gestalten und die Pausen im Blick zu haben. Das könnte auch dabei helfen, motiviert zu bleiben.
     

 

 

Sowohl für die Moderation als auch für Teilnehmende war die Anstrengung zum Teil groß. Es ist okay zu sagen „Ich brauche eine Auszeit“. Deswegen wurde bereits bei der Planung an eine Räumlichkeit für Erholung und Rückzug gedacht. Ein Schild oder Handzeichen mit akustischem Signal halfen dabei, dieses Bedürfnis zu äußern. Das wollen wir für zukünftige Workshops weiterhin mitbedenken.

 


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