Stelle Dir vor, Du nimmst an einem Seminar teil. Die Moderation nimmt Teilnehmende durch eine Handgeste zum Reden dran, wenn sie die Hand heben. Auch Du meldest Dich und wirst drangenommen, doch Du weißt es nicht, da Du die Geste der Moderation gar nicht sehen kannst. Also bleibst Du doch lieber erst mal still. Auch nachdem der Moderator seine Geste liebgemeint wiederholt und „Sprich einfach“ sagt, weißt Du immer noch nicht, ob Du gemeint bist. Erst, sobald Dein Name ausgesprochen wird, kannst Du Dir sicher sein, dass Du gemeint bist.
Eine ähnliche Situation ist uns bei der Moderation eines Workshops zum Thema inklusive Partizipation begegnet. Kommunikation und Zugänglichkeit müssen immer an die Bedürfnisse aller Beteiligten angepasst werden.
Der Workshop
Im März 2025 trafen wir uns im Rahmen des Projekts INPART (inklusive Partizipation durch integrierte Forschung) vom IDT (Institut für digitale Teilhabe) zu einem zweitätigen co-kreativen Workshop mit rund 10 Teilnehmenden. Ziel war es, gemeinsam Erkenntnisse und Kriterien für gelingende Partizipation in Forschungsprojekten zu entwickeln. Daraus soll ein Modell hervorgehen, das zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Forschungsprozessen beitragen soll.
Was nehmen wir mit?
Als Team von koralle reflektierten wir im Anschluss, was gut funktioniert hat und was wir in ähnlichen Formaten zukünftig besser machen wollen. Als wir uns zusammensetzten, um über diese Fragen zu reden, ist uns direkt die oben beschriebene Situation eingefallen. Uns war bewusst, dass die Person das Handzeichen nicht sehen würde, aber wir agierten im ersten Moment aus unbeabsichtigter Unachtsamkeit und mangelnder Erfahrung. Diese scheinbar kleine Beobachtung verweist darauf, dass wirkliche Teilhabe ständige Aufmerksamkeit von Moderation und Fazilitation einfordert.
Neben dem Gewinnen von inhaltlichen Impulsen konnten wir einen Erfahrungsraum schaffen, in dem wir ein besseres Verständnis für kommunikative Barrieren und die Bedeutung von Sensibilität im Miteinander erlernten.
Social Learnings
Trotz aller Herausforderungen war die Atmosphäre im Workshop von großer Solidarität geprägt. Besonders unter den Teilnehmenden selbst war ein aufmerksamer und unterstützender Umgang miteinander spürbar.
Organisation und Technik
Sowohl für die Moderation als auch für Teilnehmende war die Anstrengung zum Teil groß. Es ist okay zu sagen „Ich brauche eine Auszeit“. Deswegen wurde bereits bei der Planung an eine Räumlichkeit für Erholung und Rückzug gedacht. Ein Schild oder Handzeichen mit akustischem Signal halfen dabei, dieses Bedürfnis zu äußern. Das wollen wir für zukünftige Workshops weiterhin mitbedenken.